«Wenn Kuhmilch produziert und getrunken wird, dann soll es faire Milch sein!»
Der Brunmatt Hof umfasst 22 Hektaren Land und vier Hektaren Wald. Bewirtschaftet wird diese grosse Fläche von Andreas Steinemann und seinem Team, das aus vier bis fünf Menschen mit Beeinträchtigungen, sowie den Betreuern Joel und Jonathan besteht. Grosse Weideflächen grenzen direkt an die Stallungen und ermöglichen es Milchbauer Andreas, seine Kühe im Frühling und im Herbst jeweils halbtags draussen zu halten und im Sommer auch während der Nacht. Steinemann selbst beschreibt sich als vielseitigen und zukunftsorientierten Menschen.
22 Kühe, 12 bis 20 Jungvieh und ein Stier
«Mir ist eine artgerechte Haltung und die Gesundheit meiner Tiere wichtig. Vor vielen Jahren erzählte mir ein Kollege, dass die Hörner der Kühe schön nach oben wachsen, wenn das soziale Klima in der Gruppe stimmt, und daran glaube ich. Denn Kühe sind sehr soziale und neugierige Tiere und leben im Herdenverbund zusammen. Unstimmigkeiten werden stets untereinander ausgetragen. Da ist es essenziell, dass auch die Kälber möglichst von Anfang an in diesen Herdenverbund aufgenommen werden und von den älteren Tieren lernen können. So haben sie später beim Eingliedern in andere soziale Herdenstrukturen weniger Probleme,» erzählt Steinemann. Natürlich hat man bei so engem Kontakt zum Tier auch Lieblingskühe. Bei Andreas Steinemann sind das die Ombra, die Savona, die Dolci und die Ola.
Aus Respekt vor dem Tier
«Ich habe mich dem Projekt «Milchgenuss mit Respekt» angeschlossen, weil ich Milch auf eine faire Weise produzieren möchte. Mit Respekt vor der Kuh als Produzentin des Genussmittels Milch. Wenn wir schon Kuhmilch produzieren, dann auf eine möglichst schonende Art und Weise für die Tiere und ihren Nachwuchs.» Von den Konsumentinnen und Konsumenten wünscht sich Andreas Steinemann, dass sie sich im Laden für «Milchgenuss mit Respekt» entscheiden und damit ihre Eigenverantwortung umsetzen: «Die Veränderung beginnt im Kleinen und bei sich selbst.»
Herausforderungen
«Ich interessierte mich bereits vor sechs Jahren dafür, die Bindung zwischen Kuh und Kalb zu intensivieren und die Kälber nur über das Euter aufziehen zu können. Bis ich aber ein System und einen Arbeitsablauf fand, der im Alltag für uns und auf unserem Hof praktikabel ist, hat es gedauert. Nicht jeder Ansatz passte mit den baulichen Begebenheiten des Stalls oder der Weiden überein oder konnten von unserem Team nicht umgesetzt werden.» Seit drei Jahren praktizieren sie diese Haltung nun auf dem Brunnenhof bereits erfolgreich.
Bei Andreas sind die Kühe unter Tag zusammen auf der Weide und auch die Kälber und Rinder in einer Gruppe. Gegen Abend, wenn die Kühe in den Stall gebracht werden zum Melken, lässt er die Kälber mit den Ammen oder Müttern zusammen, damit die Jungtiere saugen können und man sich gegenseitig beschnuppern und schlecken kann. Diese Praktik setzt erst ein, nachdem das Kalb mindestens zehn Tage nach der Geburt bei der leiblichen Mutter verbringen konnte. Da die verschiedenen Weiden nahe beieinander liegen, können sich Kälber und Mütter stets sehen und riechen. Das System wird fünf Monate beibehalten, dann sind die Kälber gross genug, dass sie sich von Gras ernähren können und die Kuh ihre gesamte Milch für «Milchgenuss mit Respekt» zur Verfügung stellt.